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Thailands Militärregierung entwickelt sich immer mehr in Richtung Diktatur. Nur einige Studenten begehren noch auf - und riskieren damit eine Haft im Horrorknast. So wie Chonthicha, 22, die trotz einer Verletzung durch Polizisten nicht aufgibt. Es ist schon weit nach Mitternacht, als Chonthicha Jangrew vor dem Militärrichter steht. Sie ist ein zierliches Mädchen, gerade mal 1,60 Meter groß und nur 40 Kilogramm schwer. Die Häftlingsklamotten, die sie wenige Stunden zuvor anziehen sollte, sind ihr viel zu weit: Immer wieder muss sie ihren Rock hochziehen, damit er nicht zu Boden fällt.Chonthicha, eine 22-jährige Studentin mit Piepsstimme, soll das thailändische Volk gegen die Regierung aufgehetzt haben. Nun muss der Richter während einer ersten Anhörung entscheiden, was mit ihr und 13 Freunden, die ebenfalls am Nachmittag festgenommen wurden, passieren wird."Dieses Verfahren ist nicht rechtmäßig", ruft Chonthichas Freund Rome in den Saal. Er begründet das 15 Minuten lang, doch es nützt nichts: Die jungen Akademiker werden bis auf Weiteres in Untersuchungshaft geschickt, der Beginn der Hauptverhandlung werde ihnen bald mitgeteilt, heißt es.Junge Akademiker in U-HaftThailand war in den vergangenen Jahren vom Kampf zweier Lager geprägt. Auf der einen Seite standen die Anhänger des ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra, die sogenannten Rothemden - auf der anderen Seite deren Gegner, die Gelbhemden. Im Mai 2014 schaltete sich das Militär ein, jagte die Regierung von Thaksins Schwester Yingluck aus dem Amt und installierte selbst eine Regierung.Erst atmeten viele Thais auf, doch seit der Machtübernahme der Generäle verabschiedet sich der Staat immer weiter von der Demokratie: Versammlungen wurden verboten, die Presse überwacht, versprochene Neuwahlen immer wieder verschoben. Kaum einer traut sich noch, dagegen zu demonstrieren - eine Ausnahme sind Thailands Studenten, die überall im Land gegen die Machthaber aufbegehren.Bevor Chonthichas Gruppe festgenommen wurde, hatte sie vor Polizeiwachen protestiert, Pamphlete veröffentlicht und Flashmobs organisiert, um die Politik der Junta anzuprangern. Mit zwei großen Demonstrationen überspannten sie den Bogen nach Ansicht der Machthaber: Polizisten lösten die Proteste mit Gewalt auf - und nahmen die Studenten kurz darauf fest.Ein Loch im Boden ist das KloIn ihrer ersten Nacht im Gefängnis muss Chonthicha auf dem Boden schlafen. Ihr Rücken schmerzt, ein Polizist hatte während einer Demonstration an ihr gezerrt und den Rücken verletzt. Sie wird in ein Militärkrankenhaus verlegt und dort direkt neben hochansteckenden Tuberkulosepatienten behandelt.Den Jungs der Gruppe geht es nicht besser. Mit mehr als 20 weiteren Insassen teilen sie sich die Zelle. Ein Loch im Boden ist das Klo. Wer mal muss, hat immer Zuschauer. Die Mitgefangenen sind Vergewaltiger und Mörder. Was habt ihr denn angestellt, fragen die Schwerverbrecher. "Wir haben nur Plakate gemalt und hochgehalten", antworten die Studenten.Während die Gruppe um Chonthicha in Haft ist, formiert sich draußen der Widerstand: Die EU nennt die Festnahme der Studenten "beunruhigend", die Vereinten Nationen schalten sich ein. Immer wieder ziehen Bürger und Hochschüler aus dem ganzen Land vor das Gefängnis und fordern die Freilassung der 14 Aktivisten.Nach knapp zwei Wochen kommen sie tatsächlich aus der Untersuchungshaft frei - und verlassen das Gefängnis als kleine Volkshelden. Doch die Anklage bleibt vorerst bestehen - der Prozess vor dem Militärgericht könne jederzeit beginnen, heißt es.Einige Monate später sitzt Chonthicha in einer kleinen Bar, ganz in der Nähe der Khaosan Road, der weltweit vielleicht berühmtesten Partymeile für Rucksacktouristen. Bisher hat es keinen Prozess gegeben, aber Chonthicha befürchtet, dass er bald anberaumt wird. Infolge der Verletzung durch den Polizisten hinkt sie wie eine alte Frau, die eine neue Hüfte braucht. Regelmäßig geht sie zur Physiotherapie.Ob es das wert war? Chonthicha überlegt nicht lange. "Irgendjemand muss diese Gesellschaft ja wachrütteln", sagt sie und schimpft über den strengen Gehorsam der Thais gegenüber der Elite und die permanente Entmündigung der Bevölkerung. Das Mädchen, das auf Facebook gern Bilder von knutschenden Pärchen postet, ballt seine Fäuste. Chonthicha sagt, dass sie "niemals" aufgeben werde.
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